Diesen September wichen wir mit dem Sensenworkshop auf eine Wiese gleich beim Flughafen aus. Das Gras stand wie auf den Fotos zu sehen nicht besonders hoch – das störte aber den Erkenntisgewinn keineswegs!!! Unsere Teilnehmer waren alle super motiviert, eine großartige Gruppe. Und Sensenmeister Lars erklärte alle Feinheiten und Kniffe des Sensens wieder in gewohnter Manier!
Klock, klock, klock…. So tönte es am Samstag über die Wiese am Zelleschen Weg. Einträchtig wurde gedengelt, gewetzt und auch noch gesenst. Einen großen Dank an Lars (sense ingenious) und Dirk für ihre Erläuterungen und unseren Teilnehmern für ihren Enthusiasmus. 💪🏼😀
Weiter gesenst wird am Samstag den 12.9.20 an gleicher Stelle.
Natürlich beobachten wir die aktuelle Situation und werden den Weisungen der Gesundheitsämter Folge leisten! Gut fürs Immunsystem ist der Workshop aber auf jeden Fall: Bewegung an der frischen Luft, in der Natur, mit netten Leuten – und der Sicherheitsabstand versteht sich beim Sensen von selbst!
11:30 Uhr Eröffnung 11:45 Uhr Aufstellung Hummelnistkasten und Hummelbeobachtung
12:15 Uhr Vortrag zum Thema Insektennährpflanzen im Jahreslauf 12:45 Uhr Der Tisch ist gedeckt für uns und die Hummeln begleitend: Hummelinfostand, Verkauf von Insektennährpflanzen, Bastelaktion
Im Frühjahr erwacht die Hummelkönigin aus ihrem Winterschlaf und hat sofort einen Riesenhunger. Sie benötigt ausreichend Nektar und Pollen um ein eigenes Volk zu gründen. Deshalb haben wir im Herbst Frühblüher gepflanzt. Nun ist es soweit! Der Tisch ist gedeckt.
Wir wollen im wahrsten Sinne des Wortes mit den Hummeln frühstücken. Es wird eine lange Tafel mit Blick auf die im Herbst gemeinsam gesteckten 10.000 Krokusse geben, an der wir mit Euch speisen.
Die Blüte der Krokusse ist wetterabhängig und dauert nur sehr kurz an. Sollten die Krokusse am 1. März blühen, besteht die Möglichkeit auf Hummelbeobachtungen. Es erwartet Euch zusätzlich ein Vortrag zu Bienenpflanzen im Jahresverlauf. Denn die Frühblüher sind nur der Beginn der Blütensaison und für das Überleben der Insekten ist es enorm wichtig, dass es ein durchgehendes Futterangebot bis zum Herbst gibt.
Weiterhin könnt Ihr Pflanzen kaufen, ein Minitöpfchen mit Sedumsprossen bepflanzen und wir werden einen Hummelnistkasten aufstellen.
Die Fotos sind unglaublich detailreich (wie gut bei der unten abgebildeten Fuchsroten Lockensandbiene Andrena fulva zu sehen) und können bei eigenen Bestimmungsversuchen helfen. Am besten geht das gleich im Feld mit dem Smartphone!
Neben den Wildbienen zeigen uns Mandy & Michael auch Bilder von Schädlingen und Prädatoren.
Die Auen-Schenkelbiene (Macropis europaea) ist Wildbiene des Jahres 2020. Während andere heimische Wildbienen auf die Suche nach Pollen und Nektar gehen, setzt die Auen-Schenkelbiene auf Energie durch Blütenöle statt Nektar, um ihre Brut zu versorgen. Der Energiegehalt des Öls ist höher als der des Nektars.
Öl spendet ihr das Primelgewächs „Gewöhnlicher Gilbweiderich“ (Lysimachia vulgaris). Dieser gedeiht besonders an feuchten, sumpfigen Böden und hellen Standorten, wie es bei Flussauen der Fall ist.
Gewöhnlicher Gilbweiderich (1)
Die Weibchen der Auen-Schenkelbiene sammeln das Öl durch Saugpolster an ihren Vorder- und Mittelbeinpaaren, mit denen sie den Blütengrund des Gilbweiderichs betasten. Dabei bleibt der Pollen an ihrem Bauch hängen. Später vermengen sie Pollen und Öl an den Hinterbeinen zu einem nahrhaften dicken Klumpen für ihre Brut.
Während die Brut den Ölkuchen genießen darf, benötigen die ausgewachsenen Bienen für ihre eigene Energieversorgung Nektar und fliegen verschiedene Pflanzenarten an, die in der Nähe der Ölpflanzen zu finden sind.
Wer Ende Juni bis Mitte August an Grabenrändern oder Uferbereichen unterwegs ist, sollte Ausschau nach dem bis zu 1,50 m hohen Gewöhnlichen Gilbweiderich halten. Dort ist die Chance am größten, ein Exemplar der Auen-Schenkelbiene zu beobachten. Sie ist mit acht bis neun mm etwas kleiner als Arbeiterinnen der Honigbiene, hat eine unauffällig gelblich-braune Behaarung und einen besonders am Hinterleib stark glänzenden Chitinpanzer. Die Weibchen haben dicke weiße Haarbüschel an den Hinterbeinen. Die Männchen weisen ein hellgelbes Gesichtsfeld und deutlich verdickte Hinterbeine auf, die zu ihrem deutschen Namen geführt haben.
Männliche Auen-Schenkelbiene
Aber auch in unseren Gärten kann die Auen-Schenkelbiene beobachtet werden. Neben dem Gewöhnlichen Gilbweiderich liefert ihr nämlich auch der Punkt-Gilbweiderich (Lysimachia punctata), der als Zierpflanze an eher trockenen Standorten verbreitet ist, das Öl für die Brut.
Punkt-Gilbweiderich (2)
Hier ist allerdings öfter die ähnliche Schwesterart, die Wald-Schenkelbiene (Macropis fulvipes) anzutreffen, die optisch dadurch zu unterscheiden ist, dass die Haarbüschel an den Hinterbeinen der Weibchen gelb-bräunlich gefärbt sind und die Behaarung der Vorder- und Mittelbeine gelb statt schwarz ist.
Die Ölkuchen der Auen- und der Waldschenkelbiene dienen nicht nur als Futter für deren eigene Brut, sondern auch für die der Schmuckbiene (Epeoloides coecutiens), welche als Brutschmarotzer bzw. Kuckucksbiene ihre Eier ausschließlich in die Nester der Schenkelbienen ablegt. Die Nester liegen in unterschiedlichen Bodensubstraten unter Gras oder Moos nur wenige cm unter dem Boden und sind gut versteckt.
Einen Mangel an den Ölgewächsen gibt es derzeit nicht, jedoch ist zu beachten, dass auch das Angebot an nektarspendenden Blütenpflanzen in deren Umgebung groß genug ist. Ein Mähen von Ufervegetation und umliegenden Blühflächen ist also insbesondere im Sommer zu unterlassen. Wer Punkt-Gilbweiderich in seinem Garten hat, kann auf ein reiches Nektar-Angebot durch weitere Blühpflanzen achten.
Die Auen-Schenkelbiene ist nicht nur in unseren Breiten, sondern vor allem in den Tropen und Subtropen Südamerikas verbreitet.